Bagatelle Kalahari Game Ranch

Mittwoch, 18.03.2015

 

18.3.

 

Obwohl das Frühstück hier wirklich sehr sehr lecker ist, hofften wir heute inständig, dass das unser letztes sein würde und wir morgen endlich auf der Ranch sein würden. Wir saßen mit 2 deutschen Mädchen zusammen und diskutierten über die philosophischten Themen, deshalb vergaßen wir völlig die Zeit und mussten uns dann unglaublich mit packen beeilen, um noch rechtzeitig auschecken zu können. Davor bekamen wir noch einen Anruf von Bagatelle, der Farm auf die wir gehen, bei dem jemand meinte wir müssten ihm einen großen Gefallen tun und ein Taxi zu einer anderen Lodge nehmen und von da würde uns dann heute zwischen 3 und 4 irgendjemand abholen. Dann gab er uns noch irgendeine Telefonnummer, aber wir wussten nicht wirklich was damit anzufangen und da man ihn sowieso kaum verstanden hat fragten wir mal nicht weiter nach.

Nach dem Auschecken bekamen wir noch einen Anruf, den ich ausversehen wegdrückte und beim zurückrufen hieß es dann nur es bliebe alles beim alten, „no worries“ und tschüss, damit legten sie auf. Naaaja, wir haben dann erstmal versucht optimistisch zu bleiben, haben einfach fern gesehn und gelesen und gewartet bis es endlich Nachmittag war.

Um halb 3 bestellten wir uns dann ein Taxi, dass uns zur Arrabesh Lodge bringen sollte und das tat es auch, um viertel vor 3 waren wir da. Da waren wir ja sogar ein kleines bisschen zu früh und so setzten wir uns auf den Parkplatz der Lodge und warteten. Und warteten und warteten und warteten. Genau genommen waren es insgesamt ganze 4 Stunden, die wir wartend auf dem Parkplatz verbrachten. Nach drei Stunden waren wir dann echt ein bisschen genervt und haben die mysteriöse Nummer angerufen, die uns am Morgen gegeben wurde und dort hieß es dann in einer halben stunde wäre jemand da.

Eine halbe Stunde nach Afrikanischer Zeit ist natürlich keine halbe Stunde und wir konnten eigentlich von Glück reden, dass der Fahrer dann nach „nur“ einer Stunde wirklich auftauchte. Es war ein alter lächelnder Afrikaner, sah super niedlich und sympathisch aus, konnte aber leider kein Wort Englisch. Deshalb konnte er uns auch blöderweise nicht so genau erklären, was der Grund dafür war, dass er erstmal noch in der Rezeption der Lodge verschwand und zwar für eine Stunde. Naja, wir hatten ja jetzt schon eine ganze Weile gwartet, was war da schon das eine Stündchen... grr... Aber siehe da, um 7 Uhr abends konnte es endlich los gehen! Die Fahrt dauerte 3 Stunden lang und war irgendwie ein kleines bisschen seltsam. Das lag einerseits an der Tatsache, dass alle Gesprächsversuche mit dem Fahrer Augusto kläglich an der Sprachbarriere scheiterten und andererseits an einem sehr sehr komischen Stop an der Tankstelle. Während dem Tanken fingen nämlich zwei sehr seltsame Jugendliche an, um den Transporter herumzuschleichen und sie drückten fast ihre Nase an unser Fenster, um uns anstarren zu können. Jetzt wissen wir wenigstens mal wie sich so ein Tier im Zoo fühlen muss.
Trotzdem überstanden wir natürlich auch das und kamen dann spät, als es schon lange dunkel war, auf der Ranch an. Da wurde unsere Laune dann auch sofort wieder gehoben, alle waren sehr sehr nett zu uns und wir wurden erstmal ins Restaurant gebracht an den Tisch des Besitzers Etienne, seiner Frau Angela und deren Mutter, der Oma. Etienne wirkt als wäre er ziemlich wichtig, er tront auf seinem Stuhl, sieht... ähm... gut genährt aus, ist freundlich aber nicht besonders gesprächig auf den ersten Blick. Seine Frau Angela ist damit sein komplettes Gegenteil. Sie ist eine Blondine und benimmt sich auch so, ihr ist es wichtig dass alles was mit ihr zu tun hat schick und nach einer Menge Geld aussieht und sie redet ununterbrochen und zwar mit einem riesigen Grinsen im Gesicht. Deswegen wirkt sie irgendwie ein kleines bisschen aufgesetzt, ich glaub authentisch kann sie schon lange nicht mehr. Und dann ist da eben noch Oma, die wird auch wirklich von allen nur so genannt, keine Ahnung wie sie wirklich heißt und sie macht nicht so besonders viel außer immer mal ihren Senf dazu geben, wie das Omas eben so machen. Ansonsten knuddelt sie sehr gerne ihre 2 Erdmännchen, Lilly und Sebastian.
Nachdem wir die Familie nun also kennengelernt hatten bekamen wir ein kühles Bier und setzten uns zu den anderen Freiwilligen an den Tisch, Nico, Anne und Luisa. Die drei waren sehr nett und haben uns schonmal eine ganze Menge über die Farm und wie das alles abläuft erzählt. Wir sind dann irgendwann zusammen mit ihnen auf die andere Seite der Farm gefahren, in ein Haus in das eigentlich schon seit Monaten die Familie einziehen will, aber ganz nach afrikanischer Lebensweise kann man sich drauf einstellen, dass das noch ein paar Jährchen dauert, wenn sie sagen sie ziehen nächste Woche um. Also steht das Haus im Moment leer und da die Lodge heute ausgebucht und damit alle Zimmer belegt waren sollten wir in eben diesem Haus übernachten. Wir nahmen uns noch ein paar Bier mit und fuhren dann in einem Safari Auto rüber zu dem riesigen Haus, es ist sehr sehr schön, wundervolle Lage direkt an der Salzpfanne und einem Wasserloch, nur eben noch nicht vollständig eingerichtet. Wir setzten uns auf die riesigen Sofas im... Wohnzimmer?... und fingen an ein bisschen Karten zu spielen und uns zu unterhalten, so dass wir erst um 2 Uhr nachts merkten wie spät es geworden war und uns auf den Weg ins Bett machten. Natürlich haben wir jetzt noch so gut wie nichts gesehen, aber die Befürchtung dass das hier jetzt 3 Monate lang so heftig werden könnte wie in Bluffdowns haben wir eigentlich jetzt schon nicht mehr. Also dann: Gute Nacht von der Bagatelle Kalahari Game Ranch. :)

 

 

 

 

19.3.

 

Nachdem wir gestern im Stockdunklen angekommen waren fühlte sich dieser Tag so an als wären wir blind gewesen und hätten gerade wieder sehen gelernt. Angefangen hat es gleich als wir unsere Augen aufgeschlagen haben und direkt vom Bett aus einen wunderschönen Blick über die Kalahari und die Salzpfanne hatten, die im Moment trocken ist und sich nur nach sehr starkem Regen etwa kniehoch mit Wasser füllt. Trotzdem konnten wir ein paar Antilopen darüber laufen sehen und dieses Szenario beim aufwachen ist einfach unglaublich schön.
Wir gingen noch schnell duschen und fuhren dann wieder mit den anderen Freiwilligen zurück zur Lodge, um dort aufs Frühstück zu warten. Das heißt eigentlich eher darauf, dass wir endlich frühstücken durften, das war nämlich erst gestattet, wenn alle Gäste fertig waren und das konnte sich nur um Stunden handeln. Das heißt man sitzt die ganze Zeit da und starrt das leckere Buffet an von dem man leider nichts haben darf, bis die Gäste schon alles weg gefuttert haben. Während wir da so saßen und warteten kam auf einem eine der Angestellten angelaufen und meinte sie würde uns jetzt zu Etienne bringen, der wolle mit uns reden. Also saßen wir keine 5 Minuten später bei ihm im Büro und er saß dickfettpräßig in einem riesigen Sessel vor seinem Computer und fing an uns zuzutexten. Wirklich, wir redeten gefühlte 10 Jahre mit ihm und er erklärte uns alles mögliche, natürlich unseren Job, dass wir uns um die Pferde kümmern mussten, misten, füttern, reiten und so weiter. Und dann gab es natürlich noch einen Haufen Infos über die Ranch an sich und Warnungen, von denen die Wichtigste war: Fang nichts mit einem der schwarzen Buschmänner an. Die Buschmänner leben ziemlich direkt neben der Farm in so was wie einem kleinen Dorf und dort ist alles noch sehr ursprünglich. Deswegen meint Etienne sie wären, nun ja, nicht so ganz auf unserer Höhe, nett und fleißig, aber eben niemand mit dem man etwas anfangen sollte, dann würden sie nämlich überheblich werden, ihre Arbeit schleifen lassen und anfangen zu klauen und dann wären wir zwar wieder weg, aber der arme Buschmann würde seinen Job verlieren und wir wären sozsuagen Schuld. Das wollen wir natürlich nicht, also versprachen wir ihm uns nicht auf einen der zierlichen kleinen Männer einzulassen und das nächste Thema konnte besprochen werden. Das war die Tatsache, dass wir nicht wie Touristen aussehen durften, wir mussten aussehen wie Cowgirls, das heißt Jeans, Reitschuhe am besten mit Sporen und einen Cowboyhut auf dem Kopf. Das Gespräch wurde dann noch unterbrochen, weil der Chefarzt des Königs von Dubai per Skype anrief, der zufällig gleichzeitig Geschäftspartner und Freund von Etienne war, so dass wir gleich vor die Kamera gezerrt wurden mit den Worten: „Schau hier unsere neuen Cowgirls!“. Wir bekamen dann noch ein bisschen Arbeitskleidung und dann war das Gespräch erstmal vorbei und wir durften endlich zum Frühstück, dass leider inzwischen schon abgebaut war. Also kam der Koch und machte extra für uns nochmal ein leckeres Frühstück mit Spiegelei, Toast, Muffind, Champingons und und und. Als wir das gegessen haben ging es weiter, wir besichtigten zum ersten Mal den Stall, zusammen mit Etienne und einem Bushman, einer der beiden Cowboys, die sich um die Pferde kümmerten und denen wir jetzt helfen sollten. Der ganze Haufen Vierbeiner wurde uns einer nach dem anderen vorgstellt und Etienne gab sein Halbwissen zum besten, während er den Tierchen ziemlich unbeholfen auf dem Kopf rumklopfte. Natürlich vergaßen wir die Name sofort wieder, so dass wir als Etienne gegangen war noch eine Weile mit Tsaab, dem Bushman, im Stall blieben, uns mit den Pferden bekannt machten und versuchten uns ihre komplizierten Namen einzuprägen.
Danach war auch schon Mittagspause und wir saßen fast 2 Stunden lang mit den anderen Freiwilligen im Restaurant, lasen und bekamen ein Sandwich serviert. Während dieser Mittagspause kann man sich zum Beispiel auch an den Pool legen oder so, das ist also eine sehr entspannte Zeit.
Als die Pause vorbei war gingen wir zurück in den Stall und schrieben eine Liste mit allen Medikamenten, die im Medizinschränkchen vorhanden waren, damit Etienne sehrn konnte was nachgekauft werden musste. Als wir damit fertig waren ging es ans Stall ausmisten und Futter mischen und dann war es auch schon kurz vor 4 und wir mussten uns auf den Weg machen, zum nächsten Job den Etienne uns aufgetragen hatte: den Combo Drive. Das heißt unsere Aufgabe war es, uns einfach mit den Touristen in eines der Safari Autos zu setzen und dann wurden wir auf eine 4 Stunden lange Tour mitgenommen. Erst eine Safari durch das gesamte Gelände, das übrigens 10000 Hektar groß ist, dann die Gepardenfütterung und zum Abschluss ein kühles Getränk auf einer Sanddüne, während man den Sonnenuntergang anschaut.
Auf der Safari haben wir auch mal wieder einen Haufen Tiere gesehen, aber „nur“ Antilopen und einen Haufen Gnus und den ganzen Spaß. Das Cheetah feedinng war dann echt beeindruckend, da fährt man mit dem Safariwagen in das Gehege von der drei Geparden, die in der Auffangstation der Farm leben, weil ihre Eltern getötet wurden, als sie gerade geboren worden waren. Die drei Raubkatzen fangen dann auch gleich an ums Auto rumzustreifen und dann muss alles ganz schnell gehen. Der Fahrer fährt mit einem Affenzahn so weit wie möglich von den Geparden weg und da das ja bekanntlich die schnellsten Tiere der Welt sind dauert es nicht so besonders lange bis die hinterher gerannt sind. In den wenigen Sekunden dazwischen muss der Fahrer aus dem Auto springen, drei Fleischstücke von jeweils 2-3 Kilo aus dem Auto holen und dass das den Geparden hinwerfen, die bis dahin schon angekommen sind. Dann kann er sich wieder ins sichere Innere verziehen und man fährt ein bisschen durch die Gegend und schaut den wunderschönen Raubkatzen beim fressen zu. Dann geht es auch schon weiter zum letzten Programmpunkt, auf eine der roten Kalahari Dünen, wo schon Felix, einer der Mitarbeiter, und Anne, einer der Freiwilligen, warteten und eine kleine Bar aufgebaut hatten. So konnte man sich super den Sonnenuntergang anschauen und hat dabei sogar noch ein leckeres kaltes Getränk bekommen.
Dann ging es zurück zur Lodge, wir saßen auf den Sofas rum, vertrieben uns die Zeit mit lesen und so weiter und dann lernten wir noch die beiden Söhne von Etienne und Angela kennen. Sie heißen Björn und Pally und sind ungefähr das Gegenteil des jeweils anderen. Björn ist erst 14, aber sehr offen zu allem und jedem und ein ziemlicher kleiner Angeber, irgendwie auf eine niedliche Art und Weise. :D Er ist laut seinen Eltern der größte Pferdeversteher der Welt und er soll uns morgen früh eine Reitstunde geben, um uns zu zeigen, wie die Pferde hier geritten werden. Pally ist 16, spricht eigentlich kein Wort, vor allem nicht mit Mädchen und mit Jungs nur wenn es um Rugby oder Jagen geht. Das ist nämlich auch der Kerl, der immer mit Freuden irgendwelche Antilopen als Gepardenfutter erschießt.
Nachdem wir auch die beiden kennengelernt hatten gab es endlich essen, weil es die Gäste und die Familie dann doch endlich mal geschafft hatten sich die Bäuche vollzuschlagen. Allerdings war das auch der Grund, warum kaum noch Essen übrig war, das heißt man musste sich mit einer ziemlich kleinen Portion zufrieden geben, aber naja, das war ja immerhin schonmal etwas. Zum Nachtisch gab es dann sogar noch Creme Bruelé wie auch immer man das schreibt, so bestimmt nicht. :D
Und dann fuhren wir ziemlich bald zurück zum Haus, auf der anderen Seite des Geländes, weil wir alle ganz schön müde waren.