Bluff Downs

Dienstag, 11.11.2014

 

Also jetzt sitzen wir hier im absoluten Nirgendwo, ohne Netz oder irgendeine Verbindung zur Außenwelt und keiner mag uns. Yipiii, es ist echt super hier! Aber fangen wir doch mal von vorne an:

Heute Morgen waren wir ja noch in Townsville, mussten aber mal wieder auschecken und gingen dann runter zum Strand und zur Lagune um dort ein bisschen Sport zu treiben. In der prallen Sonne war das dann aber doch nicht so eine gute Idee, also gaben wir relativ schnell auf und legten uns lieber noch ein bisschen in den Schatten. Zurück im Hostel, in dem wir noch unser ganzes Gepäck gelassen hatten, nutzten wir noch ein letztes Mal das freie Wifi und dann ging es über Shoppingumwege zur Railway Station, von wo aus wir einen Bus nach Charters Towers nehmen sollten.

Das sollten wir vielleicht noch erzählen: also wir haben ja in den letzten Wochen schon ziemlich intensiv nach Jobs gesucht, dabei haben wir vor allem das Internet genutzt und uns ein Profil erstellt, in dem wir geschrieben haben was für freundliche wunderbare Menschen wir sind und wie gerne wir jetzt arbeiten würden und so weiter. Daraufhin haben sich einige sehr seltsame Menschen gemeldet, manche klangen aber auch ganz nett. Und ein Angebot war die Arbeit auf einer Rinderfarm in der Nähe von Townsville. Das klang für uns irgendwie am besten, das Outback erleben, mit Tieren zu tun haben, ganz neue Erfahrungen machen-klingt doch super! Und genau auf den Weg zu dieser Farm haben wir uns heute gemacht. Wir hatten eine Mail bekommen, dass wir einen Bus nach Charters Towers nehmen sollten und von dort aus abgeholt werden würden. Also hatten wir voller Tatendrang einen etwas komischen Bus gebucht, weil der am billigsten nach Charters Towers fuhr und haben dann erst auf dem Weg zur Busstation festgestellt, dass das irgendwie eine doofe Idee war, er fuhr nämlich völlig am Arsch der Welt ab und wir mussten eine ¾ Stunde mit unserem kompletten Gepäck durch die Gegend wandern. Mit Blasen an den Füßen kamen wir gerade noch rechtzeitig an und wurden mit etwa 6 anderen Leuten zum Zielort kutschiert. Völlig fertig von unserem Fußmarsch schliefen wir den ersten Teil der Fahrt und als wir wieder aufwachten und aus dem Fenster schauten bildete sich die erste Vorahnung, was uns wohl erwarten würde. Man sah nichts. Nur trockenen Boden mit ein paar Bäumchen und immer wieder Rinder und Pferde. Nichts, Rinder, Pferde. Klingt doch verlockend!

Nach 2 Stunden Fahrt kamen wir in den winzigen Örtchen Charters Towers an. Wenigstens hatten wir uns die Haltestelle direkt neben dem McDonalds ausgesucht und konnten so sofort versuchen das freie Wifi zu nutzen, um eine hoffentlich angekommene Mail der Ranch zu lesen, wann und wo sie uns abholen würden. Aber Fehlanzeige! Da war leider keine Mail... Tjaaa nun saßen wir also da in einem völlig abgeschiedenen Kaff, vor dem McDonalds und hatten keine Ahnung was wir machen sollten. Irgendwann kam ein hilfsbereiter Australier in Badehose mit seinem Zug angefahren. Genau genommen hatte er sowohl ein Motorrad, als auch ein kleines Boot an sein eigentlich viel zu kleines Auto angehängt und wollte wohl eine kleine Vesperpause einlegen. Doch leider hatten weder er, noch seine Mutter, die er später noch anrief, je von der Ranch gehört auf die wir wollten und trotz mütterlichem googeln ließ sich einfach keine Adresse und gar nichts rausfinden. Nach einer Ewigkeit verabschiedeten wir uns dann vom freundlichen Badehosen Kerl, der uns auch sehr gerne irgendwo hingefahren hätte, wenn denn nicht sein Auto bis auf den letzten Zentimeter mit irgendwelchem Scheiß vollgestopft gewesen wäre.

Also saßen wir wieder da. Irgendwann hielt auf einmal ein Geländewagen neben uns und 3 superschicke Frauen stiegen aus. „Hey Girls, are you going to Bluff Downs?“ Jaaa Bluff Downs! Das war die Ranch! Freudig über unser Glück packten wir unsere Sachen ins Auto und los gings. Doch so einfach und entspannt blieb das Ganze leider nicht lange. Denn sobald wir 5 Minuten gefahren waren gab es ein Problem: man eröffnete uns, dass man auf dieser Ranch absolut keine Verbindung zur Außenwelt haben kann, das heißt kein Wlan, kein Handy, nicht mal die Besitzer haben Internet. Da waren wir dann doch ein bisschen geschockt, dass man im Outback kein Netz hat ist ja klar, aber dass man nicht mal irgendwie seine e-mails lesen kann oder irgendwas wussten wir dann doch nicht. Das dürfte auch der Grund gewesen sein, warum wir absolut niemandem gesagt hatten, dass wir jetzt für 4 Wochen nicht erreichbar sein würden. Als wir das ganz vorsichtig erwähnten rastete Selesti, die Tochter der Farmbesitzerin völlig aus. Es wäre ja wohl lächerlich und es wären einfach immer wieder die Deutschen, die ein Problem damit hätten ihre Mami nicht anrufen zu können und was weiß ich. Trotzdem fuhren wir nochmal zurück zu McDonalds und hatten dort genau 2 Minuten Zeit um Bescheid zu sagen, dass wir erstmal weg vom Fenster sein würden. Das war dann der Moment, an dem wir uns überlegten einfach wieder auszusteigen, aber da es schon ziemlich spät war und wir schon erfolglos nach Hostels in Charters Towers gesucht hattten, blieben wir sitzen. 2 Stunden später erreichten wir die Ranch und wurden von Katri, einer jungen Estländerin in unser Zimmer gebracht. Das sieht ein bisschen aus wie ein Gefängnis, ein sehr dreckiges Gefängnis mit vielen Spinnenweben überall und dem ekligsten Waschbecken, dass man sich vorstellen kann. Doch wir gaben die Hoffnung auf eine wunderbare Zeit hier noch nicht ganz auf. Als wir uns auf den Weg zum Haus der Besitzer machten, um vielleicht ein bisschen was zu Essen zu bekommen und Rhonda, Selestis Mutter, völlig geschockt und sehr laut ihren Unmut über unser Vegetarierdasein verkündete, wurde es dann doch ein bisschen schlimmer. Trotzdem bekamen wir sogar noch ein Toast mit Ei. Außerdem lernten wir Troy und Graham kennen, die beiden sind Selestis Brüder, Troy leiten die Ranch, Graham die benachbarte. Das sind wirklich 2 nette Menschen und wir waren sehr froh , dass wenigstens nicht absolut jeder mit unserer Anwesenheit völlig unzufrieden zu sein schien. Graham wollte sich dann noch die Kälbchen im Stall anschauen und wir wollten natürlich mit, also saßen wir keine zwei Minuten später hinter ihm auf sein Quad gequetscht und er fuhr uns mit einem Cowboyhut auf dem Kopf, dem Bier in der einen und der Zigarette in der anderen Hand zum Stall. Sehr süße Kälbchen muss man sagen! :D
Und dann machten wir uns auch schon auf ins Bett, denken aber grade noch über den Tag nach und ehrlich gesagt auch ziemlich lange darüber, wie wir hier möglichst schnell wieder wegkommen. Aber wir wollen dann doch nicht gleich zuuu negativ sein und erstmal morgen früh abwarten, vielleicht wird ja dann alles irgendwie besser. Ach apropos morgen früh: aufgestanden wird um 5... das heißt, nicht wie ab ins Bett, 5 Stunden haben wir noch...

 

 

 

 

 

TAG 1

Gut, von wegen alles wird besser. Jedenfalls startete unser Tag erstmal sehr ungemütlich. Das lag 1. daran, dass es ja noch mitten in der Nacht war und 2. dass uns Tracy, eine freiwillige Helferin gestern gesagt hatte wir sollten um 5 aufstehen, frühstücken und dann mit der Arbeit beginnen, aber als wir pünktlich um 5 auf der Matte standen, sagte uns Katri, die Arbeit würde schon um 5 anfangen, das heißt da war nichts mit Frühstück. Also ging es los: wir wurden kurz durch die Lagerhalle geführt und dann ziemlich direkt zur Baumwolle. Hier gibt es eine Halle mit einem riesigen Berg Baumwoll Samen und damit müssen 360 Säcke am Tag mit Eimern befüllt werden. 360 ist ja eine ganze Menge, also sollten wir auch gleich mal damit anfangen. Voller Elan füllten wir einen Sack nach dem anderen und das zog sich auch ein bisschen über den ganzen Tag. Immer wenn man mal eine Minute nichts zu tun hat, heißt es Baumwolle packen. Dann wurde immer mal eine von uns irgendwo hin entführt, Jule sollte zuerst die 100 Pferde füttern und deren Wasser kontrolieren, ich fuhr mit Selesti und Katri in einem riesigen Transporter mit einem Tank obendrauf zu einem Rohr mitten im Nichts. Da musste ich dann hochklettern und das riesige Rohr öffnen, so dass tonnenweise Malaysis in den Tank fließen konnte. Das ist unglaublich eklig stinkendes, klebriges braunes Zeug und es macht Kühe fett, deswegen wird wird es mit einem Haufen Baumwolle und noch irgendwelchen anderen Sachen gemischt und dann verfüttert.
Nachdem auf dem Rückweg noch die Hill-Horses mit dem Ekelzeug gefüttert wurden ging es zurück zur Baumwolle, bis Tracy kam und mich mit zum Heuballen verteilen nahm. Auf einem großen Traktor und mit einem Haufen Heuballen im Gepäck ging es auf zu den Rindern, die auf der Farm selbst in Gattern gehalten werden. Meine Aufgabe war dann, alle Gatter ganz kurz aufzumachen, damit der Traktor reinfahren konnte, aber ohne eins der 10000 Rinder raus zu lassen. Witzig... Außerdem macht es einem dann doch ein bisschen Angst, wenn einen so viele Rinderaugen hungrig anstarren. Trotzdem gingen die ersten Versuche alle gut und nur der Traktor kam rein und raus. Drinnen musste ich dann noch das Netz von den Heuballen entfernen, was noch ein ganz kleines bisschen gruseliger ist, weil die Rinder nicht wirklich ein Problem damit zu haben scheinen, dass Heu auch mit Netz dran zu fressen und man sich deshalb durch einen Haufen fressende Rinder kämpfen muss, um das Mistding abzukriegen. Allerdings kriegt man mit der Zeit wenigstens ein bisschen Übung und dann geht das ganze schneller und man muss nicht Ewigkeiten zwischen den vielen fetten Viechern verbringen. Diese Gatter auf und zu, Netz ab Prozedur, wiederholte sich jetzt ganze 12 Mal. Und natürlich, wie konnte es auch anders sein, entwischte mir ein Mal so ein blödes junges Rind ins falsche Gehege... jetzt stehts bei denen, die gerade angekommenen sind statt bei denen, die schon fast abholbereit sind, aaaaber gut, ich tu mal so als wäre nichts gewesen. Der beste Moment war eigentlich, als wir eine Horde Rinder in ein anderes Gatter treiben mussten. Da kommt man sich wirklich so vor wie in einem alten Wild West Film, wenn so eine Masse von Rindern auf einen zu gallopiert.
Irgendwann war dann auch diese Arbeit getan und es ging wieder ab zur Baumwolle, an der Jule sich schon den ganzen Vormittag zu schaffen machte. Allerdings durften wir dann ziemlich bald ein paar Minuten Pause machen, um unsere 4 Toasts aus dem Kühlschrank zu holen, das ist die Nahrung für den Tag, also muss man sie sich gut aufteilen. Aber nachdem wir den ganzen Tag noch nichts gegessen hatten genehmigten wir uns erstmal zwei. Dann kam die nächste Aufgabe: die orangenen Dinger. Die sollten über den Tag noch zu unserem Erzfeind werden, aber noch waren wir motiviert. Bei den orangenen Dinger handelt es sich um Lecksteine für die Rinder, die überall im Umland der Ranch verteilt werden müssen, denn dort leben 90% der Rinder. Dazu muss man sie auf einen Transporter laden und dann immer einzeln wieder runterschmeißen. Der Haken an der Sache: ein Ding wiegt 100 Kilo. Jap 100, das ist kein Schreibfehler. Und ich weiß ja nich ob es an uns liegt, aber bis wir so ein Ding bewegt bekommen ist schhon ein ganzschöner Aufwand nötig. Irgendwie schafften wir es aber 10 Lecksteine auf die Ladefläche zu laden und dann ging es los ins Umland, um sie alle wieder runterzuschmeißen. Dazu fuhren wir oft mit dem kleinen Transporter mitten durch riesige Rinderherden, die meistens im allerletzten Moment das Weite suchten. Als wir das erledigt hatten und wieder auf irgendwelchen staubigen Holperstraßen durch die Gegend tuckerten, begegneten wir zufällig dem riesen Misch-Transporter von Selesti. Das hieß für Jule: umsteigen in den Transporter und dann von einem Futtertrog zum nächsten fahren, jedes Mal abspringen, ein bisschen ekliges Klebezeug in den Trog lassen und wieder hinten auf der klapprigen Leiter mitfahren, bis zum nächsten Trog. Solange war ich damit beschäftigt Tommy zu starten, das ist eine Pumpe, die Wasser aus 500m Tiefe hoch pumpen soll, da es hier seit 3 Jahren nicht geregnet hat ist es nämlich sonst ein bisschen schwer die Rinder am Leben zu halten.
Danach trafen sich unsere Wege überraschenderweise ziemlich schnell wieder. Der Grund dafür war ein Kalb ohne Mutter, dem es immer schlechter zu gehen schien und nun sollte es eingefangen und zum aufpäppeln auf die Ranch gebracht werden. Das ist aber leichter gesagt als getan, so ein Kalb inmitten einer riesen Herde Rinder zu fangen und das Ding rennt ja auch noch ganzschön schnell. Also musste man ziemlich schnell so nah wie möglich an das Kalb ranfahren und dann abspringen und hinterher rennen. Tracy und Selesti schafften das mit vereinten Kräften sogar ziemlich schnell und das Kalb wurde auf die Ladefläche des Transporters gehieft. Jetzt brauchte es nur noch jemanden, der es festhielt, bis wir wieder bei der Ranch waren und wer bat sich da schon besser an als ich? Natürlich niemand... Also saß ich die ganze Fahrt mit Jule zusammen und einem zappelnden Kalb auf der Ladefläche und versuchte den Schwanz festzuhalten und die Schnauze des Kalbs an seinen Bauch zu drücken, so sollte es nämlich keine Möglichkeit haben sich zu bewegen. Klappte soweit auch ganz gut und wir kamen samt Kälbchen auf der Ranch an, wo es in eines der Gehege verfrachtet wurde.
Doch auch nach diesem aufregenden Erlebnis blieb nicht viel Zeit für Entspannung. Weiter ging's mit haufenweise Baumwolle, orangenen Dingern und ekligem braunen Stinkezeug. Zum Futter mischen mussten wir immer wieder auf diesen Monster-Misch-Transporter klettern und dann jeweils 36 Säcke Baumwolle, 750 Kilo Proteinzeug, nen riesenhaufen Wasser und all das durch 2 kleine Schächte auf dem Dach einfüllen. Da darf man echt nicht nach unten schaun dabei.
Bei unseren Rundfahrten, um die orangenen Dinger wegzubringen sahen wir außerdem ein ganze Menge Emus, das war echt toll, die sieht man nämlich sonst wirklich selten auf einem haufen und einmal haben wir sogar 65 auf einmal gesehen! Außerdem haben wir noch fleißig wie die Cowboys Kühe getrieben und sogar eine gerettet, die war nämlich beim Versuch zu trinken ungünstigerweise mit dem einen Bein in ein Gitter gerutscht und hat dann auchn och ihren Kopf zwischen 2 Eisenstangen eingequetscht. Das heißt sie hing da jetzt irgendwie mit Kopf und Beinen und allem in einem ganz komischen Winkel zueinander und das sah wirklich nicht gesund aus. Nachdem wir ihren Kopf befreit hatten, hat sie es aber nach mehreren Anläufen selbstständig wieder geschafft aus der etwas blöden Lage rauszukommen.
Zurück auf der Ranch gab es noch Abendessen für die Tiere. Während der Zubereitung mussten wir uns leider mal wieder einige Anranzer von Selesti anhören, die es zum Beispiel einen „fucking shit“ findet und völlig „pisst off“ ist, wenn man in ihrer Anwesenheit 2 Wörter Deutsch redet. Selbst wenn sie grade 50 Meter weiter mit irgendwem in ein Gespräch vertieft ist. Die muss ganzschön gute Ohren haben... Und auch sonst war das Abendessen machen nicht ohne, man musste nämlich auf dem Rand einer Mischmaschine stehen, genau genommen einem riesigen Container mit Turbinen drin und dann immer 25 Kilo Säcke mit dem Taschenmesser aufritzen und rein schütten. Wär ja auch echt blöd, wenn diese Säcke ein bisschen leichter wären und man nicht jedes Mal fast mit ihnen in die Turbinen fallen würde...
Nachdem wir zu guter Letzt unseren Tag so abschlossen, wie wir ihn begonnen hatten, mit Baumwolle packen, waren wir endlich fertig. 15 Stunden hatten wir gearbeitet! Dementsprechend fertig waren wir auch, alles tat weh und wir hatten einen bärenhunger. Blöd, dass Rhonda Vegetarier echt nicht so zu mögen schien, jedenfalls war unsere Nudelportion deutlich kleiner als die Portion auf dem Teller der anderen. So waren wir danach zwar etwas weniger hungrig, aber noch nicht ganz satt und wollten uns noch ein paar Cornflakes als Nachtisch gönnen. „Oh god, hurry up before Rhonda sees you!“, mahnte uns Tracy, als sie uns ganz heimlich die Milch gab. Etwas verwirrt fingen wir an zu löffeln, doch da war es schon zu spät. Rhonda kam rein und war völlig außer sich, als sie sah dass wir grade Cornflakes aßen. Sie meinte daraufhin in ziemlich unfreundlichem Ton, dass wir morgens Cornflakes essen können, wenn wir unbedingt wollen und das wars dann aber auch. Das war also eine der lächerlichsten Situationen, die wir je erlebt haben. Da arbeitet man 15 Stunden für Essen und Unterkunft und bekommt ein super dreckiges Zimmer und 4 Toasts und einen Teller Nudeln am Tag und darf dann nichtmal Cornflakes essen, wenn man noch Hunger hat. Das schien Rhonda aber anders zu sehen.
Nachdem wir unsere verbotenen Cornflakes aufgegessen hatten, fragte Selesti noch, ob sie mal mit uns reden könnte. Jap... klingt gruselig... Aber dann kam das, womit wir am wenigsten gerechnet hätten: eine Entschuldigung. Das Problem war nämlich, dass sie es irgendwie nicht auf die Reihe gekriegt hatte uns einen Zettel zu schicken, den man normalerweise vor Anreise kriegt. Auf dem steht dann alles wichtige drauf, wo die Ranch überhaupt ist, wie das mit dem Geld ist, was man mitbringen soll und und und. Tjaaa blöd, dass wir den nicht bekommen haben, aber immerhin haben wir ihn ja jetzt, also lass doch mal überlegen, was wir mitbringen sollen... -.-
Naja, jedenfalls hat sie sich noch mehrere Male dafür entschuldigt und auch gemeint, dass das zum Beispiel der Grund gewesen wäre, warum sie gleich am Anfang so angepisst von uns war, als wir nicht wussten, dass wir von der Ranch aus niemanden erreichen konnten. Das steht nämlich auch auf dem Zettel, etwa 200.000 Mal...
Außerdem hatten wir es noch von der Bezahlung und da ist es leider so, dass man in der ersten Woche überhaupt nicht kriegt, dafür darf man aber nach der Woche auch wieder abreisen, sie bringen einen zurück in die Stadt und dann ist das sozusagen eine Woche Woofing. In der 2. Woche würde man dann 250$ kriegen... Das heißt etwa 2$ die Stunde, für einen richtigen Knochenjob. Da denken wir dann man drüber nach, aber wir sind uns eigentlich schon relativ einig, dass wir nach der Woche wieder gehen werden. 1. ist das nämlich körperlich echt eine Tortour. 2. Ist das wenige Geld das ganze irgendwie einfach nicht wert. 3. will man nicht den ganzen Tag so hart arbeiten und dann noch mit so unfreundlichen Menschen wie Rhonda zu tun haben und 4. ist es schon hart, 4 Wochen ohne jegliche Verbindung zur Außenwelt auszuhalten. Wenn wir diesen blöden Zettel mal früher bekommen hätten, wäre da gestanden, dass wir uns eine Phone-away Card holen sollen und damit wohin auch immer wir wollen telefonieren könnten.
Aber jetzt schlafen wir mal noch eine Nacht über diese Frage. Und schon wieder ist es eigentlich viel zu spät geworden, dafür zu welchen Unzeiten wir aufstehen müssen... Gute Nacht!


 

 

TAG 2

 

Scheiß Wecker. Aber naja, wenigstens schafften wir es heute noch unsere Cornflakes zu essen, nachdem wir uns aus dem Bett geschält hatten. Und wenn man das einmal geschafft hat, ist man auch gar nicht mehr so müde. Nach dem Frühstück liefen wir zur Lagerhalle und suchten nach irgendwem. War aber keiner da. Also begannen wir mal wieder mit Baumwolle packen und zwar in solchen Ausmaßen, dass es jetzt keinen einzigen leeren Sack mehr gibt. Aber bei 360 verbrauchten Säcken am Tag wird das natürlich trotzdem nicht lange halten. Als dann immer noch niemand da war fegten wir die ganze Lagerhalle und setzen uns dann davor, weil wir jetzt wirklich keine Ahnung mehr hatten, was wir noch tun könnten. Nach einer halben Ewigkeit kamen Selesti und Blondie, die Estländerin, zurück und zwar mit dem fetten Truck voll mit braunem Ekelzeug. Das hieß für uns: hoch klettern und die restlichen Sachen dazu mischen. Baumwolle rein schütten, Säcke aufschneiden, Wasser und so komisches Zeug dazu. Jetzt konnten wir sogar mit den neuen leeren Säcken wieder Baumwolle stopfen, allerdings waren die auch schnell wieder weg. Und jetzt war wieder nichts tun angesagt. Solange bis uns Katri zum Haus rief, Rasen mähen war die Aufgabe. Das sagt sich jetzt so leicht, nur leider dauert das ne ganze Weile, wenn der Garten die Ausmaße eines Fußballfelds hat. Außerdem geht das ja nicht einfach irgendwie. Das hat uns Rhonda jedenfalls mehrmals ziemlich deutlich klar gemacht. Ständig kam sie angesprintet ihn ihren viel zu engen Radlerhosen und riss uns den Rasenmäher aus der Hand und begann wild hin und her zu fahren. Ganz wichtig waren ihr die geraden Linien, auf denen wir bleiben sollten und natürlich durften wir keinen Halm vergessen. Und das alles in der glühenden Mittagshitze bei 35°C...
Nachdem wir mehrmals fast kollabiert wären und literweise Wasser tranken, weil uns der Schweiß in Strömen überall hin lief kam die lang ersehnte Mittagspause. Doch leider war auch die irgendwann vorbei und unsere 4 super trockenen Toasts weg.
Danach hieß es für mich weiter den Rasen mähen, während Jule den fetten Monster Truck putzen sollte. Ich war nach weiteren Stunden mähen irgendwann fertig und machte mich auf den Weg zu Jule und das Bild das sich mir dort bot war atemberaubend. Sie sah aus wie... ach ich sag's mal lieber nicht, aber jedenfalls ziemlich witzig :D Unendlich dreckig, das muss eine mindestens 10cm dicke Schicht brauner Schlamm gewesen sein. Also eigentlich war das garnicht so witzig, vor allem nicht die Tatsache, dass dieses Truck putzen eigentlich Katrys Aufgabe gewesen wäre und sie nur wollte, dass ihr jemand hilft, sich dann aber nach 5 Minuten verpisst hat und Jule durfte stundenlang alleine im Dreck wühlen. Sehr sozial.
Da kam es doch schon fast gelegen, dass irgendwann das Wasser nicht mehr lief und Selesti mit einem halb sauberen Truck weg fuhr. Für uns hieß das erstmal wieder nichts tun, da uns leider niemand eine andere Aufgabe geben wollte oder konnte. Am Nachmittag musste Jule dann nochmal mit Tracy los zum Heu ausfahren und Tränken putzen und durfte auf dem Rückweg das erste Mal alleine durchs Outback cruisen. Das hat echt Spaß gemacht.
Irgendwann am Abend, wir haben beide keine Uhr und unser Zeitgefühl total verloren, begleiteten wir dann noch Tracy in den Kälbchenstall zum füttern. Eigetlich gibt man dazu nur ein paar Milchkühen in unterschieldichen Gattern was zu Fressen und lässt dann die Kälbchen dazu, die von der jeweiligen Kuh sozusagen asoptiert wurden, dass heißt sie lässt sie trinken. Sieht alles ganz niedlich aus, war aber auch ziemlich stressig. Das beste an der ganzen Geschichte war eigentlich der Weg hin und zurück, den durften wir nämlich zum ersten Mal alleine auf dem Quad zurücklegen und das zu fahren macht echt Spaß!
Als wir mit allem fertig waren, konnten wir sogar noch duschen bevor es Abendessen gab, die Dusche hier ist echt das beste am Tag. Man muss sich zwar sehr anstrengen um irgendwie wieder sauber zu werden, aber es ist schön zu sehen, dass die eklige Dreckbrühe doch irgendwann wieder ab geht und dann nicht mehr an der Haut klebt.

Und jetzt haben wir gerade den absolut unfreundlichsten Menschen dieser Welt mal wieder in voller Aktion erlebt. Wir haben einfach nur Abend gegessen, es gab übrigens genau das gleiche wie gestern, nur aufgewärmt und mit Bohnen, und uns dann noch einen Tee gemacht, als Rhonda uns auf einmal befahl jetzt ihre Küche zu verlassen. Und das, obwohl wir schon die ganze Zeit Englisch miteinander sprachen, weil sie davor schon völlig ausgerastet ist, als wir auf deutsch miteinander redeten, während sie 10 Meter weiter Toasts schmierte. Tja, auf die Frage, was denn dann bitte mit unserem Tee wäre meinte sie das dauert ja wohl nur eine Minute, den auszutrinken. Genauuuuuu! Nach weiteren Diskussionen verließen wir dann auch wirklich ihre Küche, nicht ohne heftig die Tür hinter uns zuzuknallen. Diese Frau hat sie doch nicht mehr alle! Da mäht man den kompletten Tag ihren beschissenen Rasen, während sie aus dem Fenster schaut und einen noch korrigiert, kriegt keinen Cent dafür und dann darf man nicht mal in Ruhe Abendessen, nachdem man den ganzen Tag nur 4 Toasts gegessen hat. Also Rhonda ist wirklich die unfreundlichste, unmenschlichste und blödeste Frau, die man sich vorstellen kann. Allein schon deshalb hat sich die Frage von gestern Abend dann wohl geklärt: hier bleiben wir nicht länger als eine Woche. Das muss man sich wirklich nicht geben.

 

 

 

 

TAG 3

 

Heute begann direkt um 5 erstmal die absolute Cornflakes-Hetze. Um 5:20 mussten wir nämlich bereit zum arbeiten vor der Lagerhalle stehen und als um 5 der Wecker klingelte, fiel uns auf, dass 20 Minuten für anziehen und frühstücken gar nicht sooo lang ist. Wenigstens muss man hier nicht ins Bad, es ist glaub ich wirklich nirgends so egal wie man aussieht. Jedenfalls schmissen wir uns schnell in die völlig dreckigen und ekligen Klamotten von gestern, rannten in die Küche, schaufelten in zwei Minuten den ganzen Teller Cornflakes in uns rein und rannten zur Halle. Entspannter Morgen würd ich sagen.
Und dann ging es wieder los: Baumwolle verpacken, Kälbchen füttern, Pferde füttern. Als nächsten sollten wir dann nochmal den Truck putzen, aber diesmal ganz, also sahen wir am Ende beide ziemlich scheiße aus, von oben bis unten braun.

Als wir damit fertig waren wollten wir dann unsere Sandwiches holen. Da gab es dann aber das kleine Problem, dass nur 3 für beide, anstatt 4 für jeden im Kühlschrank lagen. Ja klar, 1 ½ Toasts pro Tag machen richtig satt bei 15 Stunden Arbeit... Selesti meinte dann aber sie würde Rhonda Bescheid sagen, damit die ein paar mehr machen würde und das passierte dann immerhin auch, jeder bekam noch zwei. Wahrscheinlich war das wirklich eine Art Psychospielchen von Rhonda, nachdem wir gestern schon ganz schnell ihre Küche verlassen mussten wollte sie uns jetzt vielleicht auf diese Art zeigen wie viel Sympathie sie für uns empfindet.

Danach hatten wir erstmal ein ernstes Gespräch mit Katry, in dem sie uns sagte wir würden vielleicht ein bisschen zu wenig Enthusiasmus an den Tag legen und wir sollten öfter fragen was es noch zu tun gibt, zeigen dass wir helfen wollen und so weiter, wir wären schließlich zum arbeiten hier und dann wären auch bestimmt alle gleich ganz viel netter zu uns.

Naja, als nächstes kletterten wir mal wieder in schwindelerregenden Höhen auf dem Truck rum, um das Futter zu mischen und als wir fertig waren meinte Selesti, wir sollten jetzt alle Wasserflaschen voll füllen, die wir haben und unsere Toasts einpacken, sie hätte nämlich eine Aufgabe für uns. Also taten wir das und setzen uns ins Auto. Als wir dann ganz vorsichtig fragten, was denn die Aufgabe wäre hieß es: Ach, ihr müsst euch einfach um ein Skelett kümmern, dass rumliegt. Die anderen Kühe fangen an es zu essen und kriegen dadurch Krankheiten, also müssen wir es verbrennen und dafür brauchen wir gestapeltes Holz. Na toll, so wurden wir also Mitten im Nirgendwo ausgesetzt, direkt neben einem völlig verteilten Kuhskelett und sogar die Haut lag noch rum, und sollten anfangen von überall Stöcke herzuschleppen und sie schön zu stapeln, so dass am Ende die Knochen draufgelegt werden konnten und das auch schön alles verbrennt. Selesti meinte dann, sie holt uns so in 3-4 Stunden wieder ab und drückte uns noch 5 Liter Wasser in die Hand. Das war auch ganz gut so, wir haben nämlich alles ausgetrunken, das ist hier aber auch nicht unnormal, eigentlich trinkt man jeden Tag mindestens 6 Liter. Also jedenfalls verbrachten wir dann insgesamt geschlagene 6 Stunden damit Holz zu schleppen und zu stapeln, es gab nämlich auch nicht nur den einen Stapel zu tun, sondern eigentlich musste man alle 20 Meter einen neuen machen. Und das in der übelsten Hitze und im Staub war echt gewöhnungsbedürftig, aber machbar.
Als uns Selesti wieder abholte, durfte sogar ich den Weg zurück fahren, das war echt cool, auch wenn Selesti wohl ein bisschen Angst vor meinem deutschen Raser-Fahrstil hatte. Mitten im Dreck, wo überall riesen Löcher im Boden sind ist das vielleicht auch wirklich nicht so ratsam, aber aus Fehlern lernt man ja.
Wieder zurück auf der Ranch kam mal wieder das Futter mischen, yipiiii! Leider passierte mir dabei ein absolut verheerendes Missgeschick. Es gibt so 1800 Kilo Säcke, voll mit so Körnerzeug, von denen man die Hälfte in die Futtermischung geben muss. Der Sack hängt dann am Gabelstabler über der Lucke und man muss in ein bisschen auf machen und dann wieder zu halten. Lustig bei 1800 Kilo, das Ding ein ganz kleines bisschen aufzuhalten. Man kann sich ja vielleicht die Wucht vorstellen mit der der Scheiß da raus kommt und es ist gar nicht so einfach diesen Fluss dann irgendwie wieder anzuhalten. Das Hauptproblem von mir war aber, dass ich am Anfang nicht gesehen hatte, ob der Sack überhaupt voll, oder schon halb leer von der letzten Futtermischung war. Also fragte ich Selesti und sie sagte halb. Das hieß für mich einfach fast ganz loslassen und warten bis alles im Schacht war, doch das war dann eher ne blöde Idee, sie meinte nämlich die Hälfte rein lassen. Das Ganze lief dann ungefähr so ab: Ich machte die Schnur auf, das Körnerzeug fing an in Massen rauszurauschen, Selesti schrie von unten ich solle es anhalten, ich hing mit allen erdenklichen Körperteilen an dem scheiß Sack und versuchte das Ding irgendwie zuzukriegen, Selesti kam hochgerannt, hielt den Sack zu und fragte dann mit einem Blick auf den Sack, in dem noch etwa 1/8 der Ursprungsmenge drin war: „Does that look like half to you?!“ Hm. Verdammt. Jetzt muss man wissen, dass so eine fertige Futtermischung 5000$ wert ist und da weder Baumwolle, noch Wasser oder das braune Stinkezeug die Welt kosten, muss es wohl genau das Körnerzeug sein, von dem ich gerade die doppelte Menge verschwendet hatte, das den Preis ausmacht. Dementsprechend sauer war Selesti und obwohl es ja ganz eindeutig nur ein ziemlich großes Missverständnis war, konnte ich das auch irgendwie verstehen.
Um ihrer schlechten Laune zu entgehen, verkrochen wir uns wieder in die Baumwollhalle und stopften was das Zeug hielt, bis es irgendwann hieß, dass wir für heute aufhören konnten.
Dann gingen wir zum Abendessen, es gab zum 3. Mal genau das gleiche Essen: Nudeln mit ein bisschen Gemüse, ich glaube das wärmt Rhonda einfach jeden Tag kurz auf. Und wir aßen dieses Mal lieber draußen auf der Veranda, wir wollen ja nicht unnötig in ihre Küchen-Privatsphäre eindringen. Heute schafften wir es dann auch mal schon ziemlich früh ins Bett zu gehen, es ist erst halb 9, wobei das für diese unmenschlichen Aufstehzeiten natürlich schon spät genug ist.

 

 

 

 

 

TAG 4

 

Und ein weiterer Morgen, den wir im Morgengrauen mit Baumwolle stopfen begannen. Das kennen wir ja inzwischen schon. Und danach baten wir uns natürlich völlig enthusiastisch an, um Kühe und Pferde zu füttern. Inzwischen wird es echt schon völlig normal diverse Säcke auf Quads zu laden und dann damit von einem Tier zum nächsten zu fahren, um allen volle Bäuche zu bescheren.
Anschließend mussten wir leider erstmal getrennte Wege gehen, ich wurde von Selesti in ihrem Malysis Truck zitiert und Jule ging mit Katry Stöcke sammeln ,damit der Truck auch neben der Straße fahren kann, ohne das die Gefahr besteht, dass ihm wie gestern ein Reifen platzt. Und Katri nahm ihre Aufgabe wirklich sehr ernst. So musste sogar der kleinste Zahnstocher aufgesammelt werden. Im Truck war es dann eigentlich echt entspannt, Selesti war ausnahmsweise mal richtig nett, wir haben uns die ganze Zeit gut unterhalten und sie ist sogar nur ein ganz kleines bisschen ausgerastet, als ich ausversehen diese ekelhafte Futtermischung überall neben einem Futtertrog verteilt hab, anstatt sie reinzufüllen. Das war nämlich meine Aufgabe, bei jedem Futtertrog aussteigen, eine Klappe öffnen und warten bis der Trog voll war. Ganz eklig wurde es dann, als ich in einem der Tröge einen Vogel gefunden hab, sah so aus als wäre er einfach in das Klebezug geflogen und stecken geblieben und so lag er jetzt da. Als ich vorsichtig Selesti fragte was ich denn da am besten machen soll, meinte sie nur ich sei doch ein großes Mädchen und ich solle ihn halt einfach rausmachen. Bäääh!
Irgendwann war aber auch das überstanden und wir fuhren zurück zur Ranch, um unsere Mittagspause zu genießen. Dieses Mal sogar mit 5 Toasts! Keine Ahnung was da mit Rhonda los war, aber wir haben uns natürlich nicht beschwert.
Dann ging es wieder der Baumwolle an den Kragen, später mussten wir noch Tränken auffüllen und Heuballen verteilen und dann wurden wir erneut mitten im Outback abgesetzt um Stöcke und Steine von der Straße zu sammeln. Als letzter Punkt auf der Tagesordnung wurde die Dairy, also der Kälbchenstall gemacht. Inzwischen ist das auch viel weniger stressig, wenn man mal ungefähr weiß wie viel Futter wann in welchen Trog gehört und so.
Nach dem Abendessen, das war übrigens jetzt schon den 4. Abend immer wieder genau das gleiche, saßen wir noch mit den anderen zusammen und haben sogar von Troy und Graham Bier ausgegeben gekriegt. Das ist schon auch mal schön, den ganzen Tag zwischen waschechten Australiern zu verbringen, ihre Geschichten zu hören, nur Englisch zu reden und so weiter. Wirklich eine gute Übung und eine tolle Erfarhung!
Aber auch wenn wir uns hier wirklich schon deutlich wohler fühlen und langsam unseren Platz bei der Arbeit und auch zwischen den menschen hier finden, haben wir heute Bescheid gesagt, dass wir nächste Woche gehen werden. Wir wollen uns dann entweder noch einen anderen Job suchen, bei dem man mehr verdient, oder wir versuchen noch ein paar Mal einen Woofing Job für eine Woche zu kriegen, so dass wir noch ein bisschen rumkommen und verschiedene Sachen ausprobieren können. Hier ist es dann doch ein bisschen heftig, wie gesagt: die erste Woche verdient man nichts und danach 250$ pro Woche für 15-16 Stunden Arbeit, 7 Tage die Woche... Also wenn man es so sieht ist es wahrscheinlich schon die richtige Entscheidung zu gehen, auch wenn wir uns immernoch nicht ganz sicher sind.

 

 



TAG 5

Leider leider mussten wir diesen Tag ohne Frühstück beginnen, weil wir zu faul waren noch früher aufzustehen, um 5 mussten wir nämlich schon startbereit vor der Halle stehen. Stattdessen begannen wir ihn dann mit Pferde füttern, danach kamen die Kälbchen und dann verteilten wir mit Tracy Heuballen in allen Gehegen. Als wir auch damit fertig waren durfte ich noch mit einem Quad lostuckern, um die Hillhorses zu füttern.
Und dann fing der Ernst des Lebens an: putzen. Heute war Sonntag und das ist Putztag. Das heißt alle Zimmer und die Verandas müssen gefegt und gewischt werden, die Betten gewaschen und das Badezimmer muss glänzen. Das ist alles wirklich leichter gesagt als getan, wenn man sich überlegt wie unendlich dreckig man hier jeden Tag aufs neue wird und dass man dann eben doch auch mehr Dreck mit sich rein trägt als gedacht. Das musste ich leider auch feststellen, als ich stundenlang alles putzte. Jule war währenddessen mit Tracy unterwegs, um Heuballen auszufahren und mal wieder Steine und Stöcke zu sammeln. In der prallen Mittagssonne ist das echt immer wieder ein Traum.
Dann kam die wohlverdiente Mittagspause, die wir zur Hälfte mit Essen und zur anderen mit schlafen verbrachten und danach ging es weiter mit putzen, stundenlang Baumwolle stopfen, Futter mischen, wieder Baumwolle, die Lagerhalle fegen und und und.
Da waren wir wirklich froh, als der Arbeitstag endlich vorbei war. Vor dem Abendessen versuchten wir uns noch im Wäsche waschen, mussten aber später leider feststellen, dass unsere Wäsche eher dreckiger als sauber geworden war. Ziemlich deprimierend. Aber dafür war das Abendessen super, es gab nämlich zum ersten Mal was anderes und auch wenns nicht so richtig geschmeckt hat wars wenigstens ne Abwechslung.
Troy und Graham, die Brüder von Selesti, verbrachten den Abend wieder auf der Terasse und wir gesellten uns dazu, um ein paar witzige Geschichten aus dem Leben eines australischen Farmers zu hören. Die Beiden wollten uns auch gar nicht schlafen gehen lassen und holten uns gleich nochmal aus dem Haus, als wir uns verabschiedet hatten, um uns den Zoo in ihrem Garten zu zeigen. Das ist echt witzig, da stolpert man alle 2 Meter über irgendein Tier: Frösche, Stachelschweine, Wombats, Rehe und natürlich das Hauskalb, das sich wirklich benimmt wie ein Hund. Nachdem wir das alles begutachtet und sogar noch einen Stachel vom Stachelschwein ergattert hatten, war es dann aber doch höchste Zeit fürs Bett.

 

 

 

TAG 6

Und das gleiche Spiel nochmal: um 5 aufstehen, schnell Cornflakes essen, Pferde füttern, Baumwolle stopfen, Lagerhalle fegen, Kälbchen füttern.
An diesem Punkt des Tages gab es dieses Mal die erste Unregelmäßigkeit: ein totes Schwein im Kälbchengehege. Das gehört da natürlich nicht unbedingt hin, also musste ich mit Katry das Bein vom toten Schwein mit einer Kette am Quad befestigen und dann fuhren wir ewig über irgendeinen Acker, bis zu einer Stelle an der auch schon ein Haufen Knochen und alles Mögliche lag. Da darf es jetzt in Frieden ruhen, nachdem es an einem Bein durch die Gegend geschleudert und auf dem Boden langgeschleift wurde, um zu seiner Grabstätte zu kommen. Appetitlich.
Da nun offensichtlich niemand mehr eine Aufgabe für uns hatte, die dringend erledigt werden musste, sollten wir so viel Wasser einpacken wie wir konnten und wurden mal wieder im Nirgendwo abgesetzt, um Steine und Stöcke zu sammeln. Inzwischen wiederholt sich dann wirklich alles so ein bisschen.
Nach etwa 4 Stunden kam Tracy um uns abzuholen, hatte aber leider noch eine ganze Menge von den orangenen 100 Kilo Dingern im Gepäck, die wir erstmal noch überall verteilen mussten, bevor es zurück zur Ranch ging.
Aber immerhin mussten wir dort dann nur noch kurz bei der Futtermischung helfen und durften uns dann erstmal eine ausgedehnte Mittagspause genehmigen. Die haben wir mal wieder zum Großteil mit schlafen verbracht und so konnten wir danach ausgeruht wieder ans Werk gehen. Nachdem Rhonda gestern leider das supergut geputzte Bad gar nicht inspiziert hatte, mussten wir das jetzt nochmal machen. Ich glaube wir standen so etwa 3 Stunden in dem winzig kleinen Bad, die Luft war entsprechend angenehm, und putzten was das Zeug hielt. Hat sich aber auch gelohnt, denn Rhonda hatte bei ihrem Durchgang so gut wie nichts zu meckern und normalerweise schreibt sie seitenlange Zettel was alles noch nicht gut genug geputzt ist.
Nach dieser riesigen Putzaktion fingen wir wieder mit Baumwolle stopfen an, wurden aber ziemlich bald von Tracy zum Heuballen ausfahren und Dairy machen beschlagnahmt. Direkt danach kamen die anderen und wollten, dass wir noch eine Futtermischung für morgen früh machten, also standen wir im stockdunklen auf dem Truck und mischten so vor uns hin.
Und dann waren wir endlich fertig mit einem ziemlich langen Arbeitstag, inzwischen war es schon nach 8 Uhr, und konnten endlich duschen gehen und dann zum Abendessen. Rhonda muss ziemlich begeistert von unseren Putzkünsten gewesen sein, sie hat uns nämlich heute sogar noch ein Spiegelei auf das Essen von gestern geklatscht und das will was heißen! :D

Nachdem wir noch ein bisschen mit dem Hauskälbchen geschmust hatten ging es auch schon ab ins Bett, wir wollen ja morgen nicht schon wieder unsere Mittagspause verschlafen...

 

 

 

 

TAG 7

Sooo ein letztes Mal begann der Morgen genau so wie die ganzen letzten Tage auch. Das es das letzte Mal sein würde wusste zwar leider jeder außer uns aber naja... Selesti macht es wohl immer so, dass sie 10 Minuten bevor sie los fährt sagt, dass sie eben das tun wird und wenn man bis dahin dann nicht fertig mit packen ist kommt man eben nicht mit. Und so kam es, dass wir ganz in Ruhe arbeiteten, tote Kälbchen wegtrugen und was weiß ich, anstatt uns mit dem Gedanken zu beschäftigen, wieder zurück nach Townsville zu fahren. Wir gingen davon aus, dass das frühstens morgen der Fall sein würde. Doch dann häuften sich die Zeichen: unser Müsli stand morgens nicht da, wir bekamen jeweils nur 2 Toasts, Graham verabschiedete sich schonmal und und und, also wurden wir unruhig. Und dann kam der Moment vor dem wir uns gefürchtet hatten, Selesti meinte in einer halben Stunde wäre Abfahrt. Immerhin war sie so freundlich uns eine halbe Stunde zu geben und nicht nur 10 Minuten! Trotzdem ist das für packen, putzen, duschen und alles nicht so besonders viel und wir gerieten ein ganz kleines bisschen unter Zeitdruck. Rhonda kontrollierte dann auch noch, ob wir unser Zimmer auch gut genug gewischt hatten, dazu legte sie sich auf den Boden und kroch unters Bett, bis sie ganz verschwunden war und wir mussten uns die ganze Zeit das Lachen verkneifen. Diese Frau ist und bleibt einfach ganz ganz komisch.
Schließlich haben wir dann aber doch alles rechtzeitig geschafft und konnten mit Selesti zurück nach Townsville. Sie war auch zum Abschluss nochmal richtig nett, hat uns nur unpraktischerweise nicht direkt vor unserem Hostel, sondern irgendwie bei einer Shoppingcenter abgesetzt, aber immerhin beruhigte sie uns, indem sie uns den McDonalds zeigte, vor dem wir anschließend eine ganze Weile saßen und so vor uns hin googelten. Als das alles nichts half kamen wir auf die gloreiche Idee, einfach mal jemanden zu fragen, wo denn hier der Bus fährt. Und siehe da: in Null komma nix hatten wir den richtigen Bus gefunden und kamen wohl behütet im Hostel an, nur leider ohne ein Zimmer gebucht zu haben und die Rezeption hatte gerade geschlossen. So saßen wir in der Lobby, nutzen das kostenlose Wifi und beschlossen einfach jetzt noch schnell zu buchen. Das war eine der besten Ideen, die wir je hatten, es gibt nämlich diese tolle Website, auf der man immer die billigsten und deshalb größten Zimmer buchen kann, auch wenn die eigentlich schon ausgebucht sind. Wenn man dann aber einchecken will und hat reserviert muss man ja irgendwo schlafen, deswegen kriegt man dann ein hübsches kleineres Zimmer zum Preis vom großen. Und so kamen wir an ein 4er Zimmer zum Preis eines 8er Zimmers.
Als wir uns häuslich eingerichtet haben, das heißt den Inhalt des Backpacks auf dem kompletten Boden entleert hatten, ging es auf Essenssuche und dann gesellten wir uns mit dem Restchen unseres Goons zu lauter fremden Menschen und verbrachten einen sehr entspannten Abend. Es ist wirklich heftig wie viele Leute man hier kennenlernt. Wahrscheinlich so viele wie im Rest des Lebens zusammen.
Jetzt sind wir also erstmal wieder in Townsville und verarbeiten unsere unvergesslichen Erfahrungen auf der Ranch. :D Morgen geht es dann für einen Tag nach Magnetic Island. Ist irgendwie schon angenehm wieder zurück in der Zivilisation zu sein und nicht abgeschottet von allem 16 Stunden am Tag zu arbeiten. Aber trotz allem bereuen wir es überhaupt nicht diese Woche gearbeitet zu haben, das sind wirklich Erfahrungen und Erinnerungen, die einem für immer bleiben und die man nie wieder haben wird.

 

 

Bilder sind hier: https://www.dropbox.com/sh/icy7uhss05sqnrq/AAB7tD2EV_nO9yJV20_O9-kDa?dl=0