Te Anau und der Milford Sound

Donnerstag, 12.02.2015

 

10.2.

 

Dieser Tag begann eigentlich schon mitten in der Nacht. Jule kletterte irgendwann aus dem Auto, weil sie aufs Klo musste und dabei wachte ich auf und bemerkte blöderweise, dass die gesamte Luft aus der Matratze draußen war. Wo ich dann sowieso wach war suchte ich die Pumpe und begann sie wieder zu füllen. Also lagen Jule und ich wenig später nebeneinander auf der Matratze, die war immerhin wieder halbwegs bequem, aber wir waren leider hellwach. So begannen wir mit dem Schäfchen zählen, das war aber irgendwie auch nicht so erfolgreich. Es ging ungefähr so: „1,2,3... oh das eine ist schwarz... 4,5,6... hahaha eins ist am Zaun hängen geblieben... 7,8,9...“ Irgendwann schafften wir es dann aber trotz allem wieder einzuschlafen und schliefen dann sogar ziemlich ziemlich lange, so dass wir erst gegen Mittag mit dem Frühstück fertig waren. Dabei hatten wir heute einen ganz schön langen Tag vor uns und vor allem eine sehr lange Autofahrt, und zwar Richtung Milford Sound, einem der vielen Highlights Neuseelands. Auf dem Weg hielten wir noch bei irgendeinem Visitorcenter, gönnten uns ein Eis und stellten dann fest, dass es auf den Klos super Waschbecken gab, in denen man sich sogar die Haare waschen konnte, das nutzten wir dann gleich mal aus, auch wenn wir uns dabei dann doch ein bisschen seltsam vor kamen. :D Aber immerhin fühlten wir uns danach wieder halbwegs sauber.
Dann hielten wir nochmal in Te Anau, einer hübschen kleinen Touri-Stadt, dort waren wir einkaufen und versuchten etwas über Wanderwege rund um den Milford Sound herauszufinden. Anschließend ging es mit mehreren kurzen Stopps zum Fotos machen zu einem Campingplatz zwischen einem Haufen Bergen, in wunderschöner Natur, nur leider ohne Netz, aber immer ist das ja auch nicht nötig. Jedenfalls macht es eigentlich echt Spaß bei so einer Umgebung draußen zu kochen und zu essen und so, allerdings wäre es noch schöner wenn man 1. einen gut funktionierenden Gaskocher hätte, 2. mal was anderes außer Nudeln mit Soße kochen könnte und 3. nicht die ganze Zeit von Sandfliegen terrorisiert werden würde, den absolut nervigsten Mücken der Welt. Letzteres war auch der Grund warum wir uns nach dem Essen sofort ins Auto verzogen und den Abend dort mal wieder mit lesen und schreiben verbrachten, das ist irgendwie auch immer gemütlich.

 

 

 

 

11.2.

 

Bääääh immer dieser blöde Wecker... Aber wir wollten ja eigentlich ganz freiwillig früh aufstehen, damit wir den ganzen Tag Zeit hatten, um uns den Milford Sound anzuschauen. Also ging es los, wir hielten auf dem Weg immer mal wieder an und schauten uns schöne Flüsse oder Seen an und machten ein paar Fotos und dann kamen wir irgendwann an einen Tunnel. Der war einspurig, das hieß wir mussten anhalten und da kam auf einem eine Geruchswelle vom feinsten ins Auto geströmt. Es roch nach viel zu heißem Motor, was auch kein Wunder war, wir waren nämlich schon kilometerweit nur noch ziemlich stark bergauf gefahren und vielleicht erinnert sich ja der ein oder andere, dass wir ein Loch im Kühler hatten. Jedenfalls machte ich Jule dann vorsichtig auf den Geruch aufmerksam und sie nickte zustimmend und stellte dann plötzlich schockiert fest, dass es aus der Motorhaube rauchte. Okay, ruhig bleiben. Wir fuhren natürlich sofort raus, öffneten die Motorhaube und wurden erstmal vollgeraucht. Dann stellten wir fest, dass eindeutig das Loch wieder aufgegangen war und da spritzte jetzt blöderweise eine ganze Menge Wasser raus. Wenigstens wussten wir jetzt schon mal was los war und beschlossen einfach zu warten, bis der Motor kalt war und wir Kühlwasser nachfüllen konnten, denn die Wahrscheinlichkeit mitten im nirgendwo an einem Tunnel irgendwelches stop leaking Zeug auftreiben zu können, erschien uns dann doch ziemlich gering. Gesagt getan, eine halbe Stunde später trauten wir uns den Deckel aufzumachen, waren sehr froh, dass uns nicht alles um die Ohren flog und schütteten eine ganze Menge Wasser nach. So konnte es weitergehen, auch wenn wir auf dem Weg lieber nochmal hielten, und alles kontrollierten, aber jetzt ging es ja alles wieder bergab, das schaffte Sammy auch ohne Wasser zu verlieren. Wir kamen also wohlbehalten beim Milford Sound an und parkten erstmal irgendwo am Straßenrand, um uns den auch richtig anschauen zu können. Wir liefen zu einem Lookout Point und hatten einen tollen Ausblick, irrten anschließend noch ein bisschen durch die Pampa, weil wir eindeutig nicht den richtigen Weg gefunden hatten und liefen dann zum Info Center, wo uns ein freundlicher Kerl erklärte, wenn wir den Fjord des Milford Sounds sehen wollten müssten wir uns einen Platz auf einem Schiff oder im Flugzeug buchen. Das war uns dann aber alles etwas zu teuer und so machten wir lieber ein ausgedehntes Picknic am Ufer, lasen und holten ein bisschen Schlaf nach. Wir fanden den Milfourd Sound auch so sehr sehr schön und dachten das mit dem Fjord wäre bestimmt super gewesen, ist aber auch eine echte Touristenabzocke, weil es einfach keinen anderen Weg gibt sich das anzuschauen und für so was wollen wir dann irgendwie nicht unser Geld rausschleudern.
Irgendwann war dann der Moment gekommen: wir mussten die Rückfahrt antreten. Wahrscheinlich hatten wir auch mit so lange am Ufer gesessen, damit wir nicht los fahren mussten, denn die Vorstellung, den ganzen riesigen Berg mit einem Loch im Kühler wieder hoch zu fahren war dann doch nicht so angenehm. Blöderweise gab es weit und breit keine Tankstelle oder irgendwas was wir hätten kaufen können, um das zu reparieren. Also musste es so gehen und das tat es auch, allerdings mussten wir gefühlt alle 500 Meter anhalten, weil das Auto wieder zu dampfen begann und das Kühlwasser spritzte. So saßen wir immer im Auto und versuchten uns zu beschäftigen, bis alles wieder abgekühlt war und wir das Kühlwasser wieder auffüllen und weiterfahren konnten. Wir hätten es ja fast nicht mehr gedacht, aber wir schafften es wirklich noch den Berg hochzufahren und versuchten uns von da an so gut wie möglich rollen zu lassen, und zwar bis zu einem sehr schönen Campingplatz, der zwar ein bisschen was kostete, dafür gab es aber auch warme Duschen, saubere Klos, eine Küche und so weiter. Das musste nach dem ganzen Stress irgendwie sein. Wir machten uns also etwas zu essen, danach ging ich noch eine Runde joggen, um ein bisschen den Kopf frei zu kriegen und dabei lief ich zu einem sehr sehr schönen Wasserfall und beschloss, dass den Jule unbedingt auch sehen musste, also werden wir uns morgen wohl gleich nochmal auf den Weg dorthin machen. Jule hatte gelesen während ich weg war und nun war endlich Zeit für die unglaublich tolle warme Dusche, die war jetzt aber auch dringend nötig gewesen. Den Abend verbrachten wir mal wieder im Auto und lasen, wir haben echt entdeckt wie gemütlich das ist! :)

 

 

 

 

12.1.

 

Heute mussten also die restliche 70 km bis zu unserem rettenden Stop Leaking Stuf zurückgelegt werden. Doch bevor es ans beten ging wollten wir uns nicht den kleinen Wasserfall entgehen lassen, der nur eine viertel Stunde Fußweg entfernt war. Nachdem wir über Wurzeln und Baumstämme geklettert waren, erreichten wir ihn auch schließlich und tatsächlich es war wirklich ein wunderschöner kleiner Wasserfall mitten im Märchenwald. Nachdem die Erinnerungsfotos gemacht worden waren ging es wieder zurück und direkt unter die Dusche. Wenn man schon mal eine freie Dusche zur Verfügung hat, dann muss die auch ordentlich genutzt werden. Kommt hier ja leider wirklich nicht so oft vor. Am Anfang unseres Road Trip hätten wir das ja wirklich nicht gedacht, aber die Dusche ist schon das was man mit am meisten vermisst und jedes Mal ist es wie Weihnachten und Geburtstag zusammen, wenn man sich mal wieder so richtig sauber fühlen kann.

Anschließend fing das Hoffen und Beten nun wirklich an. 70 Kilometer können mit einem Auto das ein Loch im Kühler hat wirklich ganz schön weit sein. Die Nase aus dem Fenster, um auch wirklich jeden komischen Geruch zu riechen und die Ohren Gespitzt um jeden sonderbaren Laut zu hören setzten wir nun unsere Fahrt, mit gedrückten Daumen fort und es kam nicht selten vor, dass wir Sammy lautstark anfeuerten und lobten wenn er wieder einen Hügel bezwungen hatte! Wir gönnten ihm etliche Pausen und tatsächlich unser Sammy ist doch wirklich ein zähes Bürschchen! Ohne einmal Wasser zu spritzen oder zu dampfen schafften wir es nach Te Anau. Wer hätte das gedacht?!

Sammy wurde nun erstmal eine Pause gegönnt und wir machten uns bewaffnet mit Kit Kat auf den Weg zur Bibliothek. Dan hatte leider immer noch nicht geschrieben und jetzt reichte es uns wirklich. Langsam kommen wir uns dann doch verarscht vor. So entschlossen wir uns ihn nochmal mit einer Nachricht unter Druck zu setzten und an seine Moral zu appellieren. Währenddessen nahmen wir auch nochmal Kontakt zu einem Mädchen auf, dass auch ihr Auto von Dan gekauft hatte und was wir dabei erfuhren war doch wirklich unglaublich. Er hatte sie doch genauso verarscht wie uns und von Bekannten erfuhren wir noch, dass auch sie Freunde hatten, die auf Dan herein gefallen waren. So sammelten wir alle Infos, die wir über diesen Drecksack herausfinden konnten und beschlossen ihm das Handwerk zu legen und morgen zur Polizei zu gehen. So lassen wir nicht mit uns umgehen!

Aber Sammy wollen wir deswegen ja noch lange nicht aufgeben und so machten wir uns auf die Suche nach seiner Medizin, aber es wollte uns doch wirklich keiner das Stop Leaking Zeug verkaufen, da alle sein Löchle als zu groß empfanden. So suchten wir den nächsten Mechaniker auf und entschlossen uns keinen neuen Kühler zu kaufen, denn das ist für uns arme Backpacker doch eindeutig zu teuer…. So muss also doch das Stop Leaking Zeug reichen, aber wir sind sehr zuversichtlich, dass unser tapferer Sammy auch das durchsteht und es noch bist Christchurch schaffen wird.

Endlich konnten wir also unsere Reise weiter fortsetzen und machten uns auf dem Weg zum nächsten freien Campingplatz den wir auch glücklicherweise wohlbehalten, ohne neue Löcher erreichten. Übrigens haben wir beschlossen ab heute wieder auf den Vordersitzen zu schlafen, unbequemer als eine Luftmatratze ohne Luft können die ja eigentlich nicht sein.

 

Und der Haufen Bilder: https://www.dropbox.com/sh/qi2jircwnp3tgkj/AABnFs4gjSN-6rKmeWy_sLBja?dl=0